Wiener Staatsoper
Dialogues des Carmélites
Compiègne bei Paris, April 1789: Im Karmelitinnenkloster kämpft die junge Adelige Blanche de la Force gegen ihre Todesangst und für ihr Ziel, ein »heroisches Leben« zu leben. Inmitten der Grande Terreur ist die Gemeinschaft gespalten zwischen der Priorin Madame Lidoine, die zur Demut mahnt, und der Novizenmeisterin Mère Marie, die das Martyrium für den Glauben predigt. Letztere setzt sich durch, und ehe die Revolutionsgarden den Orden verbieten, legen die Schwestern das entsprechende Gelübde ab – bis auf die abwesende Priorin und Blanche, die dem Druck nicht standhält und flieht. Als die Kamelitinnen, wegen konterrevolutionärer Konspiration zum Tod verurteilt, den Gang auf das Schafott antreten, reiht sich Blanche in die Verurteilten ein.
Online-Programmheft (2,50€)
Über die Regie Die Lebendigkeit des Werks ist – neben der ausgeprägten Arbeit mit wiederkehrenden Motiven, die die handelnden Personen charakterisieren – vor allem der atmosphärischen Akzente von unheimlichem Facettenreichtum zu verdanken. Diese Vielfalt nimmt die Inszenierung Magdalena Fuchsbergers auf, die die Karmelitinnen in eindringlichen Bildern durch die »Wohnungen der Inneren Burg« bis auf das Schafott führt. Über die Musik Francis Poulenc spürt seinen Figuren in einer bestechend klaren Partitur nach, die sich wie fast all seine Kompositionen im tonalen Rahmen, genauer in dem eines diatonischen Neoklassizismus bewegt. Poulenc, dessen große Leidenschaft die Liedkomposition war, ist auch hier ein Komponist der Stimmen und der Sprache: Die Musik dient dem Gesang, der Gesang formt die Charaktere, die Poulenc mit je individueller rhythmischer Diktion und Melodik gestaltet und miteinander in die titelgebenden Dialogues treten lässt. Hintergrund »Blanche, c’est moi«, schrieb Francis Poulenc über die Hauptfigur seiner einzigen abendfüllenden Oper. »Blanche, das bin ich«. Der Komponist entlehnt hier das Bonmot eines anderen großen französischen Künstlers – »Madame Bovary, c’est moi« soll Gustave Flaubert über seine Romanfigur gesagt haben. Und wie das Zitat macht Poulenc sich die Geschichte von Blanche de La Force zu eigen, die am Beginn der Französischen Revolution 1789 in das Karmelitinnenkloster von Compiègne bei Paris eintritt. Die Geschichte der 16 Nonnen von Compiègne, die 1794 in Paris hingerichtet wurden, bildet dabei den historisch verbürgten Rahmen für eine fiktive Handlung, in der der Komponist und Librettist Poulenc sich des endgültigen menschlichen Themas annimmt: Der Angst vor dem Tod.
1. Akt Der junge Chevalier de la Force erkundigt sich besorgt nach seiner Schwes- ter Blanche. Ein Freund der Familie hat beobachtet, wie ihre Kutsche von einer aufgebrachten Menschenmenge umlagert wurde. Der Marquis de la Force, Vater des Chevalier und Blanches, erschrickt aufgrund der Parallelen zu den Umständen, unter denen seine Frau starb. Der Chevalier erklärt, er fürchte nicht um Blanches Sicherheit, sondern um den seelischen Zustand der notorisch ängstlichen Schwester. Kurz darauf überrascht Blanche den Vater mit der Mitteilung, in den Karmelitinnenorden eintreten zu wollen. Im Gespräch mit der Priorin des Karmel, Madame de Croissy, erklärt Blanche, ein »heroisches Leben« führen zu wollen. Die Priorin weist sie zurecht: Alleiniger Zweck des Karmel sei das Gebet. Blanche bleibt bei ihrem Wunsch. Auf Nachfrage der Priorin nennt sie den Ordensnamen, den sie wählen möchte: Sœur Blanche de l’Agonie du Christ (Schwester Blanche von der Todesangst Christi). Die junge Novizin Sœur Constance verrät Blanche ihren Wunsch, jung zu sterben. Sie glaubt, dass dieses Schicksal sie und Blanche gleichermaßen treffen wird, und auch am selben Tag. Die Priorin liegt im Sterben. Sie nimmt ihrer Stellvertreterin, der Novizenmeisterin Mère Marie de l’Incarnation (Mutter Maria von der Menschwerdung), das Versprechen ab, Blanche in ihre Obhut zu nehmen. Die sterbende Priorin beginnt, mit Gott zu hadern. In einer Vision sieht sie die verwüstete Kapelle des Karmel. Kurz bevor sie stirbt, ruft die Priorin Blanche zu sich und flüstert ihr etwas zu.
2. Akt Blanche und Constance halten die Totenwache. Während Constance die Ablösung holt, bekommt Blanche Angst und verlässt ebenfalls die Kapelle. Sie wird von Mère Marie ertappt und in ihre Zelle geschickt. Blanche und Constance binden ein Kreuz aus Blumen und sinnieren über den schweren Tod der Priorin. Constance überlegt, ob die Priorin nicht einen »falschen« Tod gestorben sei: »Man stirbt nicht für sich allein, sondern die einen für die anderen, oder sogar die einen anstelle der anderen, wer weiß?« Madame Lidoine, die neue Priorin, hält eine bilderreiche Antrittsrede. Sie weist auf die kommenden Herausforderungen hin und warnt vor Hochmut und Eigensinn vor allem mit Blick auf das Martyrium, dessen Verlockung die Schwestern von ihrer eigentlichen Pflicht ablenken könnte, dem Gebet. Auf Aufforderung von Mère Marie beten die Schwestern gemeinsam das Ave Maria. Der Chevalier de la Force begehrt Einlass, um seine Schwester zu sehen, ehe er ins Ausland geht. Die neue Priorin ordnet an, dass Mère Marie dem Gespräch beiwohnt. Der Chevalier versucht, Blanche zum Verlassen des Klosters zu überreden. Da sich die Revolution gegen die Religion wendet, sei sie dort nicht sicher. Blanche verteidigt ihre Zugehörigkeit zum Karmel. Entfremdet gehen die Geschwister auseinander. Der Beichtvater des Karmel gibt den Karmelitinnen seine Amtsenthebung bekannt. Mère Marie versucht, eine Äußerung der Priorin als Aufforderung zum Martyrium zu deuten, was diese zurückweist. Nur Gott könne darüber entscheiden. Zwei Kommissare erscheinen und geben die bevorstehende Räumung des Klosters bekannt. Mère Jeanne erklärt, dass die Priorin nach Paris reisen müsse. Um Blanche über ihre Angst hinwegzuhelfen, gibt sie ihr den »Petit Roi«, die Figur des Christuskindes. Als draußen Lärm zu hören ist, lässt Blanche die Figur fallen. Der Kopf bricht ab. Verzweifelt erklärt Blanche, nach diesem »Tod des kleinen Königs« bleibe den Schwestern nur noch das Agnus Dei.
3. Akt In Abwesenheit der Priorin veranlasst Mère Marie eine Abstimmung darüber, ob die Karmelitinnen ein Gelübde über das Martyrium ablegen sollen. Der zurückgekehrte Beichtvater organisiert die geheime Abstimmung. Es gibt eine Gegenstimme. Die Karmelitinnen sehen Blanche an, doch Constance stellt klar, dass es ihre Stimme gewesen sei, die sie nun wieder zurückziehe. Die Schwestern drängen zum Altar, um das Gelübde abzulegen. Im Tumult verschwindet Blanche. Ein Beamter löst den Karmel offiziell auf und erklärt die Schwestern zu Bürgerinnen. Madame Lidoine will den geplanten Besuch des Priesters als zu gefährlich absagen. Während Mère Marie in Zweifel zieht, ob übermäßige Vorsicht dem Geist des Gelübdes angemessen sei, bekennt Madame Lidoine sich zur Verantwortung für die ihr anvertrauten Schwestern. Mère Marie besucht Blanche, die in ihr Vaterhaus in Paris zurückgekehrt ist, wo sie als Dienstmagd der neuen Eigentümer lebt. Mère Marie fordert Blanche auf, mit ihr zu kommen. Diese lehnt ab. Sie beklagt ihr Leben in Angst und Verachtung. Mère Marie gibt ihr eine Adresse, an der sie sie erwarten werde. Auf der Straße im Bastille-Viertel hört Blanche, dass die Karmelitinnen zum Tode verurteilt worden sind. Als man sie fragt, ob sie aus der Gegend von Compiègne komme, leugnet sie, den Ort auch nur zu kennen. Die Priorin spricht den Schwestern Mut zu. Sie übernimmt die Verantwortung für das Gelübde, obwohl es in ihrer Abwesenheit abgelegt wurde. Als die Rede auf Blanche kommt, versichert Constance, dass diese zurückkehren werde: Sie habe es im Traum gesehen. Der Kerkermeister verliest das Todesurteil. Der Beichtvater bringt Mère Marie die Nachricht vom Todesurteil. Sie will zu den Schwestern, doch er hält sie ab: Gott entscheide, wen er bewahre und wen nicht. Mère Marie ist verzweifelt über den Verlust ihrer Ehre. Die Schwestern steigen auf das Schafott, das Salve Regina singend. Mit jedem Fallen der Guillotine wird ihr Chor um eine Stimme schwächer. Blanche taucht in der Menge auf und wird von Constance erkannt. Blanche stimmt in den Gesang ein. Sie ist die Letzte am Schafott.
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Über die Regie Die Lebendigkeit des Werks ist – neben der ausgeprägten Arbeit mit wiederkehrenden Motiven, die die handelnden Personen charakterisieren – vor allem der atmosphärischen Akzente von unheimlichem Facettenreichtum zu verdanken. Diese Vielfalt nimmt die Inszenierung Magdalena Fuchsbergers auf, die die Karmelitinnen in eindringlichen Bildern durch die »Wohnungen der Inneren Burg« bis auf das Schafott führt. Über die Musik Francis Poulenc spürt seinen Figuren in einer bestechend klaren Partitur nach, die sich wie fast all seine Kompositionen im tonalen Rahmen, genauer in dem eines diatonischen Neoklassizismus bewegt. Poulenc, dessen große Leidenschaft die Liedkomposition war, ist auch hier ein Komponist der Stimmen und der Sprache: Die Musik dient dem Gesang, der Gesang formt die Charaktere, die Poulenc mit je individueller rhythmischer Diktion und Melodik gestaltet und miteinander in die titelgebenden Dialogues treten lässt. Hintergrund »Blanche, c’est moi«, schrieb Francis Poulenc über die Hauptfigur seiner einzigen abendfüllenden Oper. »Blanche, das bin ich«. Der Komponist entlehnt hier das Bonmot eines anderen großen französischen Künstlers – »Madame Bovary, c’est moi« soll Gustave Flaubert über seine Romanfigur gesagt haben. Und wie das Zitat macht Poulenc sich die Geschichte von Blanche de La Force zu eigen, die am Beginn der Französischen Revolution 1789 in das Karmelitinnenkloster von Compiègne bei Paris eintritt. Die Geschichte der 16 Nonnen von Compiègne, die 1794 in Paris hingerichtet wurden, bildet dabei den historisch verbürgten Rahmen für eine fiktive Handlung, in der der Komponist und Librettist Poulenc sich des endgültigen menschlichen Themas annimmt: Der Angst vor dem Tod.
1. Akt Der junge Chevalier de la Force erkundigt sich besorgt nach seiner Schwes- ter Blanche. Ein Freund der Familie hat beobachtet, wie ihre Kutsche von einer aufgebrachten Menschenmenge umlagert wurde. Der Marquis de la Force, Vater des Chevalier und Blanches, erschrickt aufgrund der Parallelen zu den Umständen, unter denen seine Frau starb. Der Chevalier erklärt, er fürchte nicht um Blanches Sicherheit, sondern um den seelischen Zustand der notorisch ängstlichen Schwester. Kurz darauf überrascht Blanche den Vater mit der Mitteilung, in den Karmelitinnenorden eintreten zu wollen. Im Gespräch mit der Priorin des Karmel, Madame de Croissy, erklärt Blanche, ein »heroisches Leben« führen zu wollen. Die Priorin weist sie zurecht: Alleiniger Zweck des Karmel sei das Gebet. Blanche bleibt bei ihrem Wunsch. Auf Nachfrage der Priorin nennt sie den Ordensnamen, den sie wählen möchte: Sœur Blanche de l’Agonie du Christ (Schwester Blanche von der Todesangst Christi). Die junge Novizin Sœur Constance verrät Blanche ihren Wunsch, jung zu sterben. Sie glaubt, dass dieses Schicksal sie und Blanche gleichermaßen treffen wird, und auch am selben Tag. Die Priorin liegt im Sterben. Sie nimmt ihrer Stellvertreterin, der Novizenmeisterin Mère Marie de l’Incarnation (Mutter Maria von der Menschwerdung), das Versprechen ab, Blanche in ihre Obhut zu nehmen. Die sterbende Priorin beginnt, mit Gott zu hadern. In einer Vision sieht sie die verwüstete Kapelle des Karmel. Kurz bevor sie stirbt, ruft die Priorin Blanche zu sich und flüstert ihr etwas zu.
2. Akt Blanche und Constance halten die Totenwache. Während Constance die Ablösung holt, bekommt Blanche Angst und verlässt ebenfalls die Kapelle. Sie wird von Mère Marie ertappt und in ihre Zelle geschickt. Blanche und Constance binden ein Kreuz aus Blumen und sinnieren über den schweren Tod der Priorin. Constance überlegt, ob die Priorin nicht einen »falschen« Tod gestorben sei: »Man stirbt nicht für sich allein, sondern die einen für die anderen, oder sogar die einen anstelle der anderen, wer weiß?« Madame Lidoine, die neue Priorin, hält eine bilderreiche Antrittsrede. Sie weist auf die kommenden Herausforderungen hin und warnt vor Hochmut und Eigensinn vor allem mit Blick auf das Martyrium, dessen Verlockung die Schwestern von ihrer eigentlichen Pflicht ablenken könnte, dem Gebet. Auf Aufforderung von Mère Marie beten die Schwestern gemeinsam das Ave Maria. Der Chevalier de la Force begehrt Einlass, um seine Schwester zu sehen, ehe er ins Ausland geht. Die neue Priorin ordnet an, dass Mère Marie dem Gespräch beiwohnt. Der Chevalier versucht, Blanche zum Verlassen des Klosters zu überreden. Da sich die Revolution gegen die Religion wendet, sei sie dort nicht sicher. Blanche verteidigt ihre Zugehörigkeit zum Karmel. Entfremdet gehen die Geschwister auseinander. Der Beichtvater des Karmel gibt den Karmelitinnen seine Amtsenthebung bekannt. Mère Marie versucht, eine Äußerung der Priorin als Aufforderung zum Martyrium zu deuten, was diese zurückweist. Nur Gott könne darüber entscheiden. Zwei Kommissare erscheinen und geben die bevorstehende Räumung des Klosters bekannt. Mère Jeanne erklärt, dass die Priorin nach Paris reisen müsse. Um Blanche über ihre Angst hinwegzuhelfen, gibt sie ihr den »Petit Roi«, die Figur des Christuskindes. Als draußen Lärm zu hören ist, lässt Blanche die Figur fallen. Der Kopf bricht ab. Verzweifelt erklärt Blanche, nach diesem »Tod des kleinen Königs« bleibe den Schwestern nur noch das Agnus Dei.
3. Akt In Abwesenheit der Priorin veranlasst Mère Marie eine Abstimmung darüber, ob die Karmelitinnen ein Gelübde über das Martyrium ablegen sollen. Der zurückgekehrte Beichtvater organisiert die geheime Abstimmung. Es gibt eine Gegenstimme. Die Karmelitinnen sehen Blanche an, doch Constance stellt klar, dass es ihre Stimme gewesen sei, die sie nun wieder zurückziehe. Die Schwestern drängen zum Altar, um das Gelübde abzulegen. Im Tumult verschwindet Blanche. Ein Beamter löst den Karmel offiziell auf und erklärt die Schwestern zu Bürgerinnen. Madame Lidoine will den geplanten Besuch des Priesters als zu gefährlich absagen. Während Mère Marie in Zweifel zieht, ob übermäßige Vorsicht dem Geist des Gelübdes angemessen sei, bekennt Madame Lidoine sich zur Verantwortung für die ihr anvertrauten Schwestern. Mère Marie besucht Blanche, die in ihr Vaterhaus in Paris zurückgekehrt ist, wo sie als Dienstmagd der neuen Eigentümer lebt. Mère Marie fordert Blanche auf, mit ihr zu kommen. Diese lehnt ab. Sie beklagt ihr Leben in Angst und Verachtung. Mère Marie gibt ihr eine Adresse, an der sie sie erwarten werde. Auf der Straße im Bastille-Viertel hört Blanche, dass die Karmelitinnen zum Tode verurteilt worden sind. Als man sie fragt, ob sie aus der Gegend von Compiègne komme, leugnet sie, den Ort auch nur zu kennen. Die Priorin spricht den Schwestern Mut zu. Sie übernimmt die Verantwortung für das Gelübde, obwohl es in ihrer Abwesenheit abgelegt wurde. Als die Rede auf Blanche kommt, versichert Constance, dass diese zurückkehren werde: Sie habe es im Traum gesehen. Der Kerkermeister verliest das Todesurteil. Der Beichtvater bringt Mère Marie die Nachricht vom Todesurteil. Sie will zu den Schwestern, doch er hält sie ab: Gott entscheide, wen er bewahre und wen nicht. Mère Marie ist verzweifelt über den Verlust ihrer Ehre. Die Schwestern steigen auf das Schafott, das Salve Regina singend. Mit jedem Fallen der Guillotine wird ihr Chor um eine Stimme schwächer. Blanche taucht in der Menge auf und wird von Constance erkannt. Blanche stimmt in den Gesang ein. Sie ist die Letzte am Schafott.
SchauspielerInnen
- Blanche
- Nicole Car
- Le Chevalier
- Bernard Richter
- Madame de Croissy
- Michaela Schuster
- Madame Lidoine
- Maria Motolygina
- Mère Marie
- Julie Boulianne
- Le Marquis de la Force
- Michael Kraus
- Soeur Constance
- Sabine Devieilhe
Künstlerisches Team
- Musikalische Leitung
- Bertrand de Billy
- Inszenierung
- Magdalena Fuchsberger
- Bühne
- Monika Biegler
- Kostüme
- Valentin Köhler
- Video
- Aron Kitzig
- Licht
- Rudolf Fischer