Kinder für alte Geschichten zu begeistern und sie mit Humor zum Mitmachen einzuladen: Dafür steht der Märchensommer Poysbrunn bereits seit mehr als eineinhalb Dekaden. Im 16. Jahr bringt Intendantin und Regisseurin Nina Blum nun „Der gestiefelte Kater – neu geschnurrt“. Hatte man in den ersten Jahren, auch beim Vorgängerprojekt im Schloss Thürnthal, noch neuere Märchen erzählt und danach jene adaptiert, die man durch Disney-Verfilmungen kennt, werden seit 2021 Grimmsche Werke zeitgemäß bearbeitet. Da gab es schon „Schneewittchen – neu verzwergt“, „Die Bremer Stadtmusikanten – neu vertont“, „Rapunzel – neu frisiert“. Nun bringt man eben einen „Gestiefelten Kater“ im neuen Gewand. „Mir ist wichtig, dass wir unsere eigene Geschichte erzählen“, sagt Nina Blum zur „Bühne“. „Unsere Figuren haben immer etwas Heutiges, aber trotzdem etwas Fantastisches.“ Sie möchte eine Idee davon vermitteln, was ein altes Märchen ist, gleichzeitig die Geschichte aber „völlig entstauben und witzig machen.“

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Da die Grundgeschichte des „Gestiefelten Kater“ „etwas platt ist“, wie Blum bemerkt, hat ihr Team sich zusätzlich von Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ inspirieren lassen. „Bekanntlich haben Katzen und Kater ja einige Leben. Bei uns ist der Kater, der im dritten mit dem Müllersohn unterwegs war, in einem weiteren Leben König der Anderswelt, die von den Fantasiefressern bedroht ist“, erzählt sie. „Ein Menschenkind soll helfen, diese Welt zu retten. Also reist der Kater zu Luise, einem handysüchtigen Mädchen, das laut Orakel dafür bestimmt ist, das sich aber zuerst gar nicht für Fantasie interessiert. Doch mit einer List, wie sie für den Kater typisch ist, ködert er sie.“ Wie Luise dann gemeinsam mit dem Kater, einer Zauberzwiebel und einer Maus, die Tourismusmanagerin ist, die Anderswelt retten soll, wird als Wandertheater mit Musik vermittelt.

„Wir sind heuer weit weg vom Original, aber haben Charaktereigenschaften dabei, die man vom ursprünglichen, listigen Kater kennt“, sagt Blum. „Gleichzeitig bringen wir auch Herausforderungen der digitalen Welt ein und die Frage, wie man Kinder für Fantasiewelten begeistern kann.“ Auch einen Bezug zu „Harry Potter“ wird es geben. Und selbst, wenn ihre Geschichte mit dem Grimmschen Märchen nicht mehr so viel am Hut hat, will Blum doch durch die Aufführung „die Eltern und Kinder motivieren, sich auch das Original anzuschauen. Mein Anspruch ist schon, dass die Kinder zentrale Märchen kennen.“

Ritter Rost in Langenlois

Eine andere Art Held – und auch einer mit einer gehörigen Portion Tollpatschigkeit dabei – ist der aus Kinderbüchern bekannte „Ritter Rost“. Beim Kindermusicalsommer in der Gartenarena der Kittenberger Erlebnisgärten in Schiltern bei Langenlois steht einmal mehr ein Abenteuer der „Ritter Rost“-Reihe auf dem Programm, diesmal „Ritter Rost und die neue Burg“. Diese Serie stammt von Jörg Hilbert und wurde von Felix Janosa vertont. Intendant Werner Auer setzt seit 12 Jahren auf die amüsanten Geschichten. Die Handlung einiger „Ritter Rost“-Abenteuer hält er ebenso für besonders geeignet für ein Kinder-Sommer-Musical wie die Kompositionen: „Ich möchte für die Kinder besonders eingängige Melodien auswählen. Ich mag es sehr, wenn die Kinder die Refrains mitsingen, sich die Songs aber gleichzeitig musikalisch abseits des leider oft üblichen Drei-Akkord-Kinderliedschemas bewegen“, sagt Auer zur „Bühne“.

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Fantasy und Holzpuppe

Ins 26. Jahr des Bestehens geht teatro vor den Toren von Wien, das Norberto Bertassi gegründet hat. Er präsentiert heuer „Das Lied der Nibelungen“, macht aus der mittelalterlichen Sage ein Fantasy Musical und hat selbst die Musik dazu verfasst. Gespielt wird im Stadttheater Mödling. Und auch ein Familienmusical hat man wieder im Angebot: „Pinocchio“. Auch zu diesem hat Bertassi selbst die Musik geschrieben. Mit dabei sind viele Darsteller aus der teatro-eigenen Talenteschmiede. Peter Faerber, der das Buch auf Basis des Klassikers von Carlo Collodi verfasst hat, ist außerdem als Geppetto zu sehen.

Grimm-Märchen auch in Salzburg

„jung und jede*r“, die Jugendschiene der Salzburger Festspiele, bringt heuer drei Produktionen. Die erste heißt „Zeitzone JETZT“: In der Regie von Benjamin Truong und zur Begleitung von Pianoforte und Klarinette geht es darin um zwei Jugendliche, die zwischen Schule, Sport und Social Media nicht viel Zeit für Gefühle finden. Auf dem Opernsektor bringt man die Adaption des Brüder-Grimm-Märchens „Die kluge Bauerntochter“ von Carl Orff in einer Adaption von Wilfried Hiller und Paul Leonard Schäffer. Anna Handler dirigiert, Regie führt Giulia Giammona. Als Darstellerinnen und Darsteller besetzt hat man wieder Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Young Singers Project besetzt. Diese werden die Geschichte über einen Mann, der vom König eingesperrt wurde, und seine schlaue Tochter auf die Bühne bringen. Die dritte Premiere bringt mit „Liebe Grüße … oder Wohin das Leben fällt“ ein Schauspiel für Kinder von Theo Fransz, in dem Einblicke in die Vergangenheit gewährt werden.

Auch bei den Sommerspielen Melk gibt es wieder ein eigenes Programm für Kinder: „Friedi Fröhlich und die schicke Ferienbande“ nach dem Buch von Intendant Alexander Hauer – und mit Musik. Bei Oper Klosterneuburg erzählen Papageno und Papagena den jungen Besucherinnen und Besuchern nicht nur von der „Zauberflöte“, sondern gleich von vielen verschiedenen Opern wie „Carmen“, „Norma“ und mehr.

Eigene Operncamps

Selbst aktiv werden können Opernbegeisterte beispielsweise bei den Camps der Salzburger Festspiele, bei denen heuer zu „Sternstunden der Menschheit“, „Capriccio“, „Der Idiot“ und „Les Contes d'Hoffmann“ eigene Versionen einstudiert werden. Oder aber beispielsweise bei den Donaufestwochen Strudengau, wo inspiriert von der Hauptproduktion „Die wüste Insel“ von Joseph Haydn eine Piraten- und Abenteuergeschichte mit adaptierten Texten und Musikstücken erarbeitet wird. Oder aber in Bad Ischl beim Lehár-Festival, wo man „Märchen im Grand Hotel“ für Kinder anbietet, die ausprobieren dürfen, wie es ist, einmal selbst ein Orchester zu dirigieren, mitzusingen oder mitzutanzen.