„Heldenplätze“ in der Dunkelkammer
Nach einer Voraufführung beim Hin & Weg Theaterfestival und einer erfolgreichen Bezirke-Tour folgt nun der dritte Streich für Calle Fuhrs „Heldenplätze". Ab 5. April ist der Monolog mit Gerti Drassl in der Dunkelkammer zu sehen.
„Mit Gerti Drassl an diesem Stück zu sitzen, war eine der schönsten Arbeiten, die ich je machen durfte. Ihr beim Arbeiten beizuwohnen, war für mich ein großartiger Lernprozess. Ich bin sehr stolz darauf, was wir geschaffen haben“, erzählte Calle Fuhr, Autor, Regisseur und Leiter des Volkstheaters in den Bezirken, der BÜHNE im August 2021. Kurz danach erlebte seine Monologarbeit „Heldenplätze" beim Hin & Weg Theaterfestival in Litschau eine Voraufführung. Ab Herbst tourte der von Gerti Drassl gespielte Monolog dann durch die Bezirke. Weil aller guten Dinge ja bekanntlich drei sind, ist für „Heldenplätze" die Reise noch nicht vorbei. Nächste Station: Dunkelkammer im Volkstheater. Ab 5. April wird das Stück dort zu sehen sein.
Zusammenarbeit mit Dossier
Die Entstehungsgeschichte des Monologs ist eng mit der Rechercheplattform Dossier verbunden. Calle Fuhr, der beim Stück auch Regie führt, erinnert sich noch gut an den gemeinsamen Beginn: „Kay Voges, Mirjam Beck und ich saßen im Dezember 2019 in der Redaktion von Dossier und haben gemeinsam darüber nachgedacht, welcher Stoff für ein Theaterstück infrage käme. Sie haben uns erzählt, dass sie Anfang Jänner 2018 eine Recherche über Toni Sailer veröffentlicht haben, in der sie die Missbrauchsvorwürfe gegen ihn nochmals aufgerollt und dabei bemerkt haben, dass es Akten gibt, die auf eine Vertuschung des Falls hindeuten. Es gab damals einen enormen Shitstorm gegen Dossier, weil viele Menschen der Meinung waren, dass man die Toten in Frieden ruhen lassen sollte.“
Dadurch kam, erklärt der Theatermacher, ein spannender – und typisch österreichischer – Mechanismus zum Ausdruck, der eng damit zusammenhängt, dass vergangene Ereignisse nur ungern aufgearbeitet werden. „Ich wollte das hinterfragen, mir anschauen, ob es diesen Mechanismus überhaupt gibt“, sagt Fuhr und fügt hinzu: „Und mir ansehen, wie Erinnerung überhaupt funktioniert.“
„Finale“ und „Encore“
Am kommenden Donnerstag ist außerdem „Finale“ in der Roten Bar zu sehen, ein von Calle Fuhr verfasster Bühnenessay. Der Autor macht sich darin auf die Suche nach einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft – nach dem, was uns zusammenhält, wenn alles zu zersplittern scheint.
Auch „Encore“, eine von Calle Fuhr exklusiv für das Volkstheater geschriebene Uraufführung, ist in dieser Spielzeit noch einige Male zu sehen. In sechs Episoden widmet sich das fünfköpfige Ensemble darin dem Thema Verantwortung und der Frage, auf welche Weise all die Dramen unserer Vergangenheit und Zukunft zusammenhängen.
Zur Person: Calle Fuhr
Geboren in Düsseldorf, lernt der 1994 geborene Calle Fuhr durch Regieassistenzen in Düsseldorf, Salzburg, Prag und Wien. Seit 2015 inszeniert er in Wien, Berlin, Basel und Luxemburg. Fuhr schreibt eigene Texte und unterrichtet an der Hochschule Ernst Busch in Berlin.